Carlo Gesualdo war ein italienischer Fürst und Komponist und lebte von 1566 bis 1613, grösstenteils in den Ortschaften Venosa und Gesualdo (Süditalien), zeitweise auch in Neapel und in Ferrara.
Die a capella-Kompositionen von Gesualdo habe ich erstmals in der Sendung „Diskothek“ von Radio SRF 2 kennengelernt, und sie haben mich sofort und unwiderstehlich in ihren Bann gezogen. Roland Wächter präsentiert in der Sendung Ausschnitte aus den Tenebrae-Responsorien (1611) von Carlo Gesualdo, gesungen von verschiedenen Vokalensembles, und diskutiert die Aufnahmen mit seinen Gästen, Susanne Kübler und Andreas Werner. Die URL zur Sendung:
http://www.srf.ch/sendungen/diskothek/carlo-gesualdo-tenebrae-responsorien-1611
Und hier der direkte Link zum Podcast bei SRF 2:
Im Einleitungstext zur Sendung schreibt Wächter: „Nach den selbstquälerischen Liebesmadrigalen wandte sich der Komponist Carlo Gesualdo dem Geschehen der Karwoche zu: Verrat, Folterung, Kreuzigung und Tod Jesu, wie es die Texte der Tenebrae-Responsorien darstellen. Und dieses qualvolle Geschehen spornte ihn erneut zu einem musikalischen Meisterwerk an, den Tenebrae-Responsorien„. [2]
Carlo Gesualdo ging als eine der schillerndsten Figuren in die Musikgeschichte ein, denn sein Wirken als Komponist ist überlagert von einem Kapitalverbrechen. Die Eifersuchtstragödie ereignete sich im Jahr 1590, als Gesualdo von einer Affäre seiner jungen Ehefrau, Maria d’Avalos, erfuhr. Gesualdo und seine Vertrauten griffen zu einer List: Sie gaben vor, einen Jagdausflug zu machen, kehrten jedoch noch am selben Abend zurück und ertappten das Liebespaar in flagranti. Wer aus der Jagdgesellschaft die tödlichen Dolchstiche führte, geht aus den Zeugnissen nicht hervor, doch ist zu vermuten, dass zumindest Gesualdos Frau durch seine eigene Hand starb. Auch der Liebhaber, Fabrizio Carafa, und eine kleine Tochter, deren Vaterschaft unklar war, starben in dieser Nacht. Eine gerichtliche Untersuchung blieb folgenlos, da Ehrenmorde unter Adligen nicht gesühnt wurden. Gesualdo floh jedoch, um der Rache der Familien der Opfer zu entgehen, und verbrachte die nächsten vier Jahre im gleichnamigen Schloss Gesualdo. (zitiert aus Wikipedia).
Über die Person und das Wirken von Carlo Gesualdo gibt es einen Film:
Gesualdo: Death for Five Voices aus dem Jahre 1995 ist ein Film des deutschen Regisseurs Werner Herzog, den er im Auftrag des ZDF drehte. Der Film beschreibt die Legenden um die Person Carlo Gesualdo, sein verfluchtes Schloss und den Mord an seiner Frau und ihrem Liebhaber. Und immer wieder werden zwischen der Filmerzählung und den Interviews die Madrigale Gesualdos von verschiedenen Ensembles gespielt. Herzog bezeichnet den Film Death for Five Voices als einen der Filme, die ihm am meisten am Herzen liegen. Der Film ist momentan in seiner ganzen Länge auf Youtube zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=B6iaghGYSjc
Literatur:
Der ungarische Schriftsteller László Passuth hat 1968 ein Buch über das Leben von Carlo Gesualdo geschrieben (deutsch: 1972):
Passuth, László. (1972). Madrigal. Budapest: Corvina Verlag.
Glenn Watkins’s ausführliche Studie zu Gesualdos Leben und Werk Gesualdo: The Man and His Music erschien 1973, eine deutsche Übersetzung erst im Jahre 2000. Neben einer ausführlichen Beschreibung und Analyse der musikalischen Werke Gesualdos (vor allem Madrigale), enthielt es neues biographische Material, vor allem aus den späteren Pahsen von Gesualdos Leben. Dass Igor Strawinsky das Vorwort verfasst hat, zeigt wie wegweisend Gesualdos musikalische Ideen waren.
Watkins, Glenn. (2000). Carlo Gesualdo da Venosa. Leben und Werk eines fürstlichen Komponisten: Matthes & Seitz Berlin.
Der Neurologe und Musikpädagoge Matthias Blume schreibt 2012 einen Essay über Carlo Gesualdo (siehe Rezension bei rbb-online):
Blume, Matthias. (2012). Carlo Gesualdo. Exzentrischer Manierist oder Wegbereiter der Atonalität? Eine Annäherung: dohr köln.
A Gesualdo Photojournal, by Alex Ross:
Ross, Alex. (2011). A Gesualdo Photojournal. The New Yorker (Dezember). Verfügbar unter http://www.newyorker.com/culture/culture-desk/a-gesualdo-photojournal
[1] Unter Responsorium (von lateinisch responsum ‚Antwort‘; deutsch Antwortgesang) versteht man in der westlichen (römisch-katholischen, anglikanischen, lutherischen) Liturgie den Wechselgesang zwischen einem Vorsänger (demKantor oder der Schola) und der Gemeinde. Der einzelne Beter singt das ganze Responsorium (Wikipedia).